Homöopathie für Kinder ist anders. Die homöopathische Behandlung von Kindern erfordert vom Homöopathen, je nach Lebensphase und Altersgruppe verschiedenartige Herangehensweisen. Oftmals können die Krankheitsbilder der Kinder jedoch recht klar einem homöopathischen Arzneimittelbild zugeordnet werden. Auch reagieren Kinder oft sehr schnell und gut auf die homöopathischen Arzneien. Am besten wirkt bei der Behandlung dann das sogenannte homöopathische Similimum, also das ähnlichste Mittel.
„Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt.“
Albert Einstein
Kinder sind anders als Erwachsene. Solange Kinder durch ihr Umfeld nichts anderes gelernt haben, kennen sie noch keine Begriffe, die die Welt in gut und böse oder schön und hässlich einteilen. Sie erleben die Welt direkt und unmittelbar im jetzigen Augenblick.
Ihre Welt besteht zunächst lediglich aus Empfindungen, Wahrnehmungen und Gefühlen. Ihr Interesse gilt allem ,was sie erblicken und hören. Sie reagieren offen und zeigen ihre Bedürfnisse und Gefühle ohne Umschweife. Freude oder Trauer werden ohne Einschränkungen oder Verstellung gezeigt. Ihre Grenzen sind fließend. Jederzeit ist alles neu, alles möglich und veränderbar. Daher wünscht sich so mancher Erwachsene, er könne die Welt wieder durch die Augen eines Kindes sehen.
Offenheit kann verwundbar machen
Offen zu sein, macht ein Kind jedoch auch verwundbar. Je mehr Wunden ein Kind durch Lieblosigkeit, Unverständnis und Vertrauensbrüche zugefügt bekommt, desto schneller verschließt es sich. Fast jeder Erwachsene trägt selbst seine Narben aus der Kindheit mit sich.
Die Ursache von Krankheiten liegt jedoch bestimmt nicht ausschließlich an einem schädlichen Umfeld oder Fehlern in der Erziehung. Viele Veranlagungen zu Krankheiten sind bereits von Geburt an mitgebracht.
Bei der Behandlung von Kindern mittels Homöopathie ist der detaillierte Bericht der Eltern oder gegebenenfalls anderer Bezugspersonen von entscheidender Bedeutung. Vor allem bei den Patienten, die noch so klein sind, dass sie sich zu ihren Beschwerden nicht sprachlich äußern können, muss sich der Homöopath ganz auf den Bericht der Bezugspersonen verlassen. Zunächst werden die spezifischen Beschwerden und Verhaltensweisen erfragt. Ergänzend kommen jedoch auch Fragen zu zeitlichen Modalitäten, Vorlieben und Abneigungen oder auch das Wärme- oder Kälteempfinden zur Sprache.
Der Behandler braucht eine gute Beobachtungsgabe
Ein anderer, äußerst bedeutender Aspekt ist auch die Beobachtung des Kindes durch den Behandler. Ist es ein ruhiges oder gar phlegmatisches oder ein unruhiges und zappeliges Kind? Während der Sprechstunde kann der Homöopath unter anderem sehen, wie das Kind mit dem bereitgestellten Spielzeug umgeht und wie es sich mit seiner Aufmerksamkeit oder Kontaktfähigkeit verhält.
Relevant ist auch das Erfragen der Familiensituation, in der sich das Kind befindet. Auch chronische Krankheiten oder Süchte der Eltern oder anderer naher Verwandter werden ins Anamnesegespräch mit aufgenommen und können für die Mittelwahl von Bedeutung sein. Letztlich ist für das Herausfinden des ähnlichsten Mittels, des sogenannten Similimums auch die Situation der Mutter in der Schwangerschaft oder ein mögliches Geburtstrauma von großer Bedeutung.
Die homöopathische Behandlung von Kindern wird in diesem Artikel anhand von zwei Fallbeispielen erläutert. Die Fallbeispiele werden dabei in ihren wesentlichen Aspekten, jedoch in gekürzter Form wiedergegeben.
„Solange die Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie älter geworden sind, gib ihnen Flügel.“
Aus Indien
Wiederkehrende Erkältungskrankheiten homöopathisch behandeln
Viele Kinder und auch Erwachsene bekommen einen grippalen Infekt, sobald sie Kälte, Wind oder Nässe ausgesetzt sind. Das kommt selbst bei den Patienten vor, die auf eine gute Ernährung, viel Schlaf und ausreichende Bewegung an der frischen Luft achten. Ist die Lebenskraft geschwächt, so wird der Mensch krank, und das kann sich beispielsweise in immer wiederkehrenden Infekten zeigen. Mit dem exakt passenden homöopathischen Arzneimittel kann diese Veranlagung zu Erkältungskrankheiten beseitigt werden.
Homöopathie für Kinder
Der fünfjährige Elias ist ständig krank. Er ist zierlich und hat Ringe unter den Augen. Vor der homöopathischen Behandlung war er bereits drei Mal an Scharlach erkrankt. Dagegen ist er immer wieder vom Arzt mit Antibiotika behandelt worden. Oft klagt er morgens über Halsschmerzen. Er ist auch ständig verschnupft und hat eine laufende Nase. Nasskaltes Wetter verstärkt seine Anfälligkeit für Erkältungen. Auch litt er schon öfters unter Ohrenschmerzen und hatte immer wieder Wasseransammlungen hinter dem Trommelfell. Einmal hatte er eine Mittelohrentzündung mit hohem Fieber, die dann auch mit einem Antibiotikum behandelt wurde.
Elias ist ein sehr sensibles Kind. Von seiner Mutter will er sich gar nicht trennen. Er hat Angst, von der Mutter alleingelassen zu werden. Beim Verabschieden im Kindergarten gibt es immer Probleme. Im Kindergarten hatte er schon einmal versucht, über den Zaun zu klettern und wegzurennen. Morgens, vor dem Verlassen des Hauses, klagt Elias oft über Bauchschmerzen, die dann aber schnell wieder verschwinden. Grundlos klagt er über Hunger und darüber, jetzt gleich sterben zu müssen. Elias leidet unter fürchterlichen Alpträumen von einem schwarzen Mann. Nachdem seine Eltern ein Wochenende ohne ihn weggefahren waren, zeigte er im Anschluss ein sehr auffälliges Verhalten. Er ist auf andere Kinder losgegangen, hat sie geschlagen, geschubst und gebissen.
Ansonsten ist Elias jedoch ein braves, aufgeschlossenes und kontaktfreudiges Kind. Seinem kleinen Bruder gegenüber verhält er sich sehr fürsorglich. Er kann sich gut alleine beschäftigen, ist kreativ, malt, bastelt und spielt gerne in der Natur. Er liebt ästhetisch schöne Dinge, große Feste mit geschmückten Tischen, schöne Steine oder Kerzenlicht am Abend. Er erledigt die Dinge ganz akkurat und ist sehr ehrgeizig, wenn er etwas erreichen will. Wenn er einmal groß ist, will er Polizist werden, damit die bösen Leute verhaftet werden. Auch will er gerne ein Notarzt sein, um kranke Menschen zu verarzten.
Neben den wiederkehrenden Infekten belastet seine Mutter vor allem die Ängstlichkeit ihres Sohnes. Sie meint, sich selbst in der Angst ihres Sohnes vor dem Verlassenwerden wiederzuerkennen. Die Mutter war als Kind von ihren Eltern und dem Bruder getrennt worden und wuchs bei den Großeltern auf dem Lande auf. Die Familie war in wirtschaftlicher Not, da ihr Vater, als schwerer Alkoholiker, sein Geld fürs Trinken und Glückspiele verschwendete. Die schmerzliche Kindheitserfahrung der Mutter spiegelte sich in den Ängsten und Empfindungen ihres Sohnes wieder.
Das homöopathische Mittel, welches Elias und auch seiner Mutter half, die Ängste und körperlichen Beschwerden zu überwinden, war das Mittel Magnesium fluoratum. Die Arznei wurde aufgrund der Gruppenanalyse (Jan Scholten, Homöopathie und die Elemente, Stitching Alonissos, 1997) und der Vitalempfindung (Rajan Sankaran, Die Empfindung in der Homöopathie, Homoeopathic Medical Publishers, 2005) des Patienten herausgefunden.
Magnesium steht in der Homöopathie für Unsicherheit und die Abhängigkeit von anderen Menschen. Menschen, die dieses Mittel brauchen, haben große Angst, allein- oder im Stich gelassen zu werden. Das typische Bild für Magnesium ist das Waisenkind. Wie ein solches hat sich die Mutter von Elias gefühlt, als sie von ihrer Familie getrennt wurde.
Das Element Fluor, welches mit Magnesium das Salz, Magnesiumfluorid bildet, steht in der Homöopathie für eine vollzogene Trennung oder ein abgelehntes Kind. Menschen, die mit diesem Element in Resonanz gehen, leben meist nur oberflächliche Kontakte. Sie haben einen Hang zu den materiellen, auch den glänzenden und glamourösen Dingen es Lebens. Die Angst vor Geldverlusten oder auch vor dem Verhungern, wie Elias es zeigte, ist dafür auch typisch.
Nachdem Elias das Mittel Magnesium fluoratum in der Potenz C1000 erhalten hatte, ging es ihm mit der Zeit sehr gut. Anfangs bekam er nochmals einen akuten Infekt. Dieser heilte jedoch nach der Wiederholung des Mittels sehr schnell aus. Dann war er vollkommen gesund. Auch seine Ängste sind im Laufe von Monaten nach der ersten Mittelgabe vollständig verschwunden. Er wurde ein guter Schüler, der mit den Umständen des Lebens gut zurecht kommt.
Die homöopathische Behandlung von Kindern mit ADHS
Bereits im Kindergartenalter werden heute bis zu 15% der Kinder als latent hyperaktiv eingestuft und diese Entwicklung setzt sich im Schulalter fort. Das Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom, ADHS, ist zunehmend zu einem gesellschaftlichen Problem geworden. Die Diagnose ADHS wird immer häufiger gestellt, und die Verordnungszahlen von Ritalin, dem Methylphenidat, erreichen schwindelerregende Höhen.
Die Kinder sind heute viel intensiveren Reizen ausgesetzt
In unserer heutigen Gesellschaft, die immer schnellerem Wandel unterzogen ist, wird dem Menschen weit mehr Flexibilität und Anpassung abverlangt als in früheren Zeiten. Die Welt ist lauter und schneller geworden. Unsere Kinder sind dabei immer zahlreicheren und intensiveren Reizen ausgesetzt und die mobilen Medien tun das Ihrige dazu.
Es gibt viele neue Familienformen
Nach einer Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) wächst in Deutschland bereits jedes fünfte Kind mit nur einem Elternteil auf. Es gibt heute viele alleinerziehende Eltern, Patchworkfamilien oder Familien, in denen alle Erziehenden arbeiten. Die Schattenseite einer freieren Erziehung und dem Wegfallen von äußeren Zwängen ist die Überforderung und Verunsicherung auf Seiten der Eltern.
Bei den Kindern werden Zerstreutheit und Konzentrationsprobleme nur allzu schnell mit der Diagnose ADS oder ADHS versehen. Dabei handelt es sich in vielen Fällen vielleicht eher um ein Erziehungsproblem.
Das Verständnis der Homöopathie
Bis heute haben homöopathische Therapeuten ein immer tieferes Verständnis vom Menschen und seiner Krankheits- verursachenden Problematik entwickelt. Nur das kann bei der homöopathischen Behandlung von Kindern zielführend sein. Wenn die Schulmedizin ADS oder ADHS diagnostiziert, so geht es in der Homöopathie eher um die Erkenntnis des ganz individuellen Geschehens bei jedem einzelnen Patienten. Dabei ist das Ziel des Homöopathen, die genau passende homöopathische Arznei auf den Patienten abzustimmen. Dadurch werden die Voraussetzungen dafür gegeben, die Hyperaktivität vollkommen auszuheilen.
Im Folgenden soll ein Auszug aus einer Falldarstellung des bekannten italienischen Homöopathen, Dr. Massimo Mangialavori (Spektrum der Homöopathie, Nr. 1, 2009), verdeutlichen, wie eine homöopathische Behandlung einem hyperaktiven Kind helfen kann.
Der fünfjährige Augusto ist ein äußerst unruhiges Kind. Es fällt ihm sehr schwer, sitzen zu bleiben und auch im Stehen kann er sich nicht ruhig verhalten. Er fängt etwas an und hört bald darauf wieder damit auf. Er macht zwei Dinge auf einmal und denkt dabei schon wieder an etwas Neues. Wenn er einen Freund anruft, um ihn zu sich einzuladen, dann will er gleich danach einen anderen anrufen. Manchmal spürt er eine große Wut in sich. Er weiß dann aber gar nicht den Grund dafür. Die Eltern von Augusto sind der Meinung, dass seine Hyperaktivität schon von Geburt an bestehe.
Die Mutter beschreibt Augusto als ein sehr konkurrenzorientiertes Kind. Im Kindergarten ist er der Anführer. Seiner Schwester und auch seinem Vater gegenüber ist er äußerst eifersüchtig und verhält sich aggressiv. Auch ist Augusto sehr ängstlich Er fürchtet sich vor Monstern und der Dunkelheit. Nachts schreit, jammert oder weint er im Schlaf. Durch seine Unruhe ist er schon mehrmals aus dem Bett gefallen.
Der kleine Patient leidet auch unter starken Allergien, vor allem gegen Gräser und im geringeren Ausmaß gegen Hundehaare. Wenn er an einer Wiese vorbeigeht, wo gerade das Gras gemäht worden war, dann reagiert er mit stark tränenden und juckenden Augen. Licht kann er dann auch nicht vertragen. Die Nase fängt an, wässrig zu laufen. Augusto bekommt dann einen richtigen Schnupfen. Die Eltern machen sich Sorgen, weil er in solchen Zuständen nichts mehr isst und nicht mehr zum Spielen nach draußen gehen will. Er leidet auch an Asthma. Auch hatte er schon einmal eine Mononukleose, das sogenannte Pfeiffersche Drüsenfieber. Ein weiteres Problem sind immer wiederkehrende, schlimme Aphten im Mund. Augusto mag weder Obst noch Gemüse. Seine Hauptnahrungsmittel sind Nudeln, Ketchup und Schokolade.
Geholfen hat dem Patienten in diesem Fall das homöopathische Arzneimittel, Anantherum muricatum in Q- Potenzen. Die wichtigsten Symptome, die in diesem Fall zu der Arznei geführt haben, waren die ausgeprägte Hyperaktivität, seine massive allergische Reaktionsweise und die Symptomatik im Mundbereich.
Anantherum, das Cucscus- Gras, gehört zur Botanischen Familie der Gräser, der Gramineen. Hier finden wir einen deutlichen Bezug zur Hyperaktivität. Diese Hyperaktivität ist jedoch, anders als bei den klassischen ADHS- Fällen, zielgerichtet, erfolgsorientiert und nicht chaotisch.
In den Monaten nach der Ersteinnahme von Anantherum muricatum ist Augusto viel ruhiger und reifer geworden. Er kann jetzt aufmerksam sein und bei einer Sache bleiben. Auch bessert sich sein soziales Verhalten, vor allem im Umgang mit anderen Kindern. Seine Ängste sind allmählich verschwunden. Die allergischen Beschwerden sind schon nach wenigen Wochen spürbar weniger geworden. Er kann jetzt über eine Wiese laufen und zeigt dabei nur noch minimale allergische Symptome.
Homöopathie für Kinder: Fazit
Entscheidend ist, dass die homöopathische Behandlung von Kindern mit großer Sorgfalt ausgeführt wird. Dadurch kann auch bei schweren, in der Veranlagung wurzelnden Krankheiten eine tiefe und anhaltende Heilung herbeigeführt werden.
Die Autorin
Dr. Susanne Braun
Ich bin promovierte Naturwissenschaftlerin, seit über 20 Jahren praktizierende Homöopathin und ebenso lange mit spirituellen Themen beschäftigt.
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