Jede Ursache erzeugt eine Wirkung. Karma kann von uns selber hervorgerufen und auch wieder aufgelöst werden. Wir sind ihm also nicht schicksalhaft ausgeliefert.
Zu diesem Artikel inspirierte mich unter anderem die Lektüre von Büchern des Schweizer Autors, Armin Risi. In erster Linie regte mich dazu sein Buch: „Ihr seid Lichtwesen“ an.
Der Begriff stammt aus dem altindischen Sanskrit und bedeutet so viel wie Wirken oder Tat. Dieser Lehre entsprechend, wird mit jeder Handlung eine Ursache gesetzt, und diese hat auch immer eine Folge, also eine Auswirkung. Dabei geht es jedoch nicht alleine um Handlungen, denn auch Gedanken und Geisteshaltungen sind Ursachen und können eine Wirkung haben. Die Wirkung einer von uns gesetzten Ursache muss nun aber nicht gleich in dieser Inkarnation eintreten. Da wir geistige Wesen sind, kann sie auch erst in einem nachfolgenden Leben in Erscheinung treten. Die Vorstellung von Karma bezieht daher das Vorhandensein einer Reinkarnation immer mit ein.
Dem spirituellen Verständnis gemäß gibt es somit keinen Zufall, denn alles hat eine Ursache.
Ist Karma Schicksal?
Stimmt das, dass alles, was einem Menschen widerfährt, dieser selbst in sein Leben gerufen hat? Heißt das auch, dass es keine unschuldigen Opfer und somit auch keine schuldigen Täter gibt, wenn Karma zurückschlägt?
Oft kann man folgendes hören: Wenn beispielsweise ein Mensch einem anderen etwas antut, dann war das Opfer in einem vorangegangenen Leben ein Täter. Das sei allein das schlechte Karma des Opfers, denn das Opfer sei in einem anderen Leben der Täter gewesen. Somit müsse es nun in diesem Leben seine Schuld „abtragen“.
War dann der Täter des vorangegangenen Lebens in einem noch weiter zurückliegenden Leben wieder ein Opfer? Wann hat das alles angefangen? Ist somit alles in unserem Leben prädestiniert, vielleicht sogar durch den Willen Gottes vorherbestimmt?
Wo bliebe da der freie Wille des Menschen?! Ist da nicht etwas verkehrt?
Durch solche Behauptungen, wie im obigen Absatz beschrieben, wird Unrecht doch eher verharmlost oder gar gerechtfertigt.
Kausalität ist die Abfolge von Ursache und Wirkung. Auf Aktion folgt Reaktion. Das bedeutet durchaus, dass das Erfolgen einer Reaktion prädestiniert, also vorherbestimmt ist. Doch, wie wir in einer Situation reagieren, das bestimmen wir mit unserem freien Willen. Vorherbestimmt ist immer nur die Kausalität, also die Abfolge von Ursache und Wirkung. Sie zwingt uns nicht zu einer bestimmten Handlung. Wie wir handeln, entscheiden wir aus unserem freien Willen heraus.
Nach buddhistischer Auffassung ist Karma auch nicht gleichbedeutend mit Schicksal. Es bereite uns die Möglichkeit, in persönlicher Freiheit gegenüber anderen Lebewesen verantwortlich zu handeln. Auch sei weder ein Schöpfergott noch seien äußere Ursachen für unsere Erlebnisse verantwortlich. Die Erfahrungen in der Welt entstammten alleine dem Geist.
Die meisten Menschen erleben sich als von der sie umgebenden Welt getrennt. Dieses Erleben führt zu dem Denken, die gemachten Erfahrungen würden von außen verursacht. Sie verkennen die Wirkung positiver Handlungen, Worte und Wünsche. Dabei seien sie sich auch nicht darüber bewusst, dass diese zu ebensolchen positiven Erfahrungen im eigenen Leben führen. Positive Ursachen könnten somit niemals zu negativen Handlungen führen und umgekehrt.
„Den Begriff, Karma, kann man nicht vollständig erfassen und verstehen, wenn man diesen von der menschlichen Seele getrennt betrachtet. Er ist vielmehr existent, um unsere Seele wachsen zu lassen.“
Unbekannter Autor
Mit jeder neuen Inkarnation gehen wir ins Vergessen
Wenn wir in ein neues Leben eintreten, ist die Erinnerung an frühere Leben nicht mehr vorhanden. Mit der neuen Inkarnation treten wir in einen Zustand des Vergessens ein. Das Vergessen hat durchaus einen tieferen Sinn. Es ermöglicht uns erst, im Hier und Jetzt zu leben. Unser jeweiliger Bewusstseinszustand ist dabei jedoch immer eine Fortsetzung des vorherigen.
„Habe ich in einem früheren Leben eine bestimmte Ursache gesetzt, dann ist mir doch heute nicht mehr bewusst, wofür ich da eigentlich Verantwortung übernehmen soll!“
Es wäre doch völlig unsinnig, für irgendwelche Taten aus einem früheren Leben „geradestehen“ zu müssen!
Das ist der größte Einwand, den die Kritiker dazu einräumen.
Verantwortung für den jetzigen Moment
Dieser kritische Einwand verkennt jedoch, dass wir als Wesen, als wahres Selbst ewig sind. Ewig zu sein bedeutet, unabhängig von Zeit und Raum zu sein. Unsere Ewigkeit erfahren wir immer nur in der Gegenwart, im Hier und Jetzt. Nur im Jetzt kann jeder Einzelne das lernen und erkennen, was für ihn auf seinem individuellen Lebensweg durch die verschiedenen Inkarnationen hindurch ansteht. Das Leben spiegelt uns immer die Situationen, die uns etwas lehren oder vielleicht besser, uns etwas Neues erfahren lassen. Wir müssen somit auch nicht für das Vergangene die Verantwortung übernehmen sondern nur für die aktuelle Situation.
Wenn wir das befolgen, können wir uns bis hin zur spirituellen Vollkommenheit entwickeln. In dieser Vollkommenheit sind wir dann ganz bewusst mit der göttlichen Quelle verbunden.
Durch unseren freien Willen sind wir Menschen auch Schöpferwesen. Wir können unser Leben eigenverantwortlich gestalten und neue Ursachen setzen. Somit sind wir auch in der Lage, eine Kette von Täter- und Opfersein, eine solche Kette, zu durchbrechen oder zu beenden. Das kann erfolgen, indem wir mit dem Geschehen innerlich nicht mehr in Resonanz gehen. Sowohl in der Täter- als auch in der Opferrolle können wir das Karma auflösen. Als vermeintlicher Täter kann ich mich bewusst gegen die Tat entscheiden. Und als Opfer habe ich Gelegenheit, mich von der Opferrolle, dem Opferbewusstsein, bewusst zu verabschieden. Eine falsche Haltung wäre es sicherlich, sich in einer Opferrolle selber als schuldig an dem Geschehen zu empfinden. Was geschehen ist, ist einfach jetzt, in der Gegenwart, geschehen.
Ein Zeichen von „Größe“ oder innerer Verbundenheit mit dem Göttlichen wäre es dagegen, zu verzeihen. Jedes Urteilen oder Verurteilen ist hier unangebracht, denn es könnte letztlich auf einen selbst zurückfallen. Als Schöpfer bin ich ebenso dazu in der Lage, meine inneren Verletzungen wieder zu heilen.
Wenn unser Ego das Sagen hat..
Andererseits können wir das Täter-Opferspiel auch weiter betreiben und dabei neues Karma erzeugen. Dies kann geschehen, wenn wir dem Ego oder unserem konditionierten Verstand die Vorherrschaft überlassen. Dann handeln wir sowohl aus der Angst als auch aus den Eigeninteressen des Egos heraus. Handeln wir auf diese Weise, so wenden wir uns jedoch auch gegen die göttliche Schöpfungsordnung.
Handeln im Einklang mit der Schöpfungsordnung
Das Göttliche besteht aus Liebe, Harmonie und wahrer Einheit. Es ist ja nicht von uns getrennt oder macht uns gar moralische Vorhaltungen. Da jeder selbst den göttlichen Kern in sich trägt, entsprechen Liebe, Harmonie und Einheit ja auch unserem ureigenen Willen. Eine Abkehr von unserem eigentlichen Willen führt immer zur Spaltung. Es erfolgt dann eine Spaltung in unserem Inneren, eine Spaltung innerhalb der Menschen, zwischen Menschen und anderen Wesen und auch eine Spaltung von unserer lebensspendenden Erde.
Subjektiv betrachtet ist bei weitem nicht alles in unserem Leben gut. Doch alles hat einen höheren Sinn. Und diesen Sinn können wir letztlich nur für uns selbst erkennen. Aus allen Lebenssituationen, die uns begegnen, können wir etwas lernen. Selbst die Konfrontation mit etwas Unangenehmem oder gar „Bösem“ kann uns etwas Bedeutendes aufzeigen. Wichtig ist zu erkennen, dass Unrecht niemals „gut“ ist. Es bleibt Unrecht und kann nichts Gutes schaffen. Genauso wenig hat die Dunkelheit noch nie Licht hervorgebracht. Die Abkehr von allem Dunklen kann uns alleine durch die innere Verbindung mit der göttlichen Quelle gelingen. Hier ist die Liebe und auch die Gnade.
Die Autorin
Dr. Susanne Braun
Ich bin promovierte Naturwissenschaftlerin, seit über 20 Jahren praktizierende Homöopathin und ebenso lange mit spirituellen Themen beschäftigt.
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Eine Antwort
Vielen Dank für diesen Beitrag! Finde es spannend, wenn von einer höheren Sicht aus Themen erhellt werden, die für den Verstand erst mal widersprüchlich klingen. Der Verstand neigt zu „Entweder-Oder-Denken“: Zum Beispiel entweder freier Wille, oder Karma und Vorherbestimmung. Aus Sicht der Seele ist es häufig ein Sowohl-als-Auch. Und ja, wir haben Freiheit und Verantwortung …